Sensationelle 6.000 Euro für „Ärzte ohne Grenzen“
Soroptimist International übergibt Erlöse des Projekts „Nie wieder Krieg!“ aus 2018
Susanne Bolduan, Präsidentin von Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg (Foto vorne rechts) übergab die Rekord-Spendensumme von 6.000 Euro an „Ärzte ohne Grenzen“, vertreten durch Simone Schaum (Foto vorne links), die als Logistikerin in einem Flüchtlingscamp in Tansania tätig war. Das große und außerordentliche SI-Projekt „Nie wieder Krieg!“ rund um den verhüllten Lauterbacher Friedenslöwen unter der Projektleitung von Ute Kirst (Foto vorne Mitte) hatte diese fantastische Summe erzielt: Vorträge, Konzerte, Lesungen und vor allem das große Friedensfest zur Verhüllung des Löwen am 1. und 2. September 2018 hatten tausende Menschen unter dem Motto „Nie wieder Krieg!“ zusammenkommen lassen. Die Spendengelder werden bei „Ärzte ohne Grenzen“ für Projekte in Afghanistan eingesetzt, wo besonders Frauen von Bürgerkrieg und wirtschaftlichem Elend betroffen sind. Simone Schaum berichtete mit Blick auf ihre Tätigkeit in Tansania, dass „Ärzte ohne Grenzen“ nicht nur medizinisch tätig werden kann, sondern auch dabei hilft, Hygiene zu sichern und z.B. Brunnen zu bohren, um die Wasserversorgung in einem Flüchtlingslager zu gewährleisten. Für das Flüchtlingslager in Tansania bedeutete das, so viel Wasser zu generieren, dass sich 50.000 Menschen täglich damit ausreichend versorgen können. Eine Tätigkeit, so Schaum, die ihr Leben nachhaltig prägte, da sie eine direkte Beziehung zwischen „Arbeit“ und „sichtbarer Hilfe“ herstelle. Mit der Spendensumme von 6.000 Euro kann vielen Menschen, die von Krieg und dessen Folgen betroffen sind, durch „Ärzte ohne Grenzen“ geholfen werden. SI Lauterbach-Vogelsberg ist glücklich, einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet zu haben. Alle Infos zu „Nie wieder Krieg!“ unter www.niewiederkrieg.net.
„Man versucht, mit den Einheimischen in eine Richtung zu blicken“ Erfahrungsbericht von Dr. Christine Ochwadt zur Arbeit von Ärzte ohne Grenzen
Bereits nach wenigen Minuten des Vortrags von Dr. Christine Ochwadt
wurde klar, warum die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ (Médecins Sans Frontières) im Jahr 1999 mit Recht den Friedensnobelpreis erhielt. Die Fachärztin für Innere Medizin war nach Lauterbach
gekommen, um im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nie wieder Krieg!“ von Soroptimist International Lauterbach-Vogelsberg (SI) über ihre Erfahrungen aus sechs Einsätzen für Ärzte ohne Grenzen zu
berichten. Die humanitäre Organisation trägt dazu bei, medizinische Hilfe für Menschen in Not zu leisten und ihr Leid zu lindern, wenn durch Naturkatastrophen oder durch Menschen verursachte Krisen
die lokalen Gesundheitsstrukturen nicht mehr greifen. Gemäß ihrer Prinzipien arbeitet „Ärzte ohne Grenzen“ unabhängig, unparteilich und neutral. Wie ernst es der Institution damit ist, zeigt die
Entscheidung, ohne europäische oder sonstige staatliche Fördermittel auszukommen, um flexibel und vor allem frei über Einsatzorte zu bestimmen und sich nicht von politischen Entscheidungen abhängig
zu machen. Rein finanziell heißt das, dass sich die Organisation komplett aus privaten Spendengeldern finanziert – angesichts der weltweiten Arbeit des großen Teams eine Meisterleistung und auch
anerkennende Auszeichnung der meist treuen Spender*innen. Nur knapp 10 % der Spendengelder fließen in Verwaltung und Organisation. Ärzte ohne Grenzen lebt den Standpunkt, dass Gelder für das Wohl der
Patienten eingesetzt werden. „Wenn Sie im Ausland arbeiten und viel Geld verdienen möchten, gehen Sie nicht zu Ärzte ohne Grenzen.“ scherzte Dr. Ochwadt, unterstrich damit aber, dass diejenigen, die
sich für sechs Monate oder ein Jahr Auslandseinsatz in einem Krisengebiet entscheiden, aus anderen Gründen tätig werden als wegen guter Verdienstmöglichkeiten. Eindringlich waren ihre Bilder und
Berichte aus dem Süd-Sudan, wo sie die längste Zeit im Einsatz war, zuletzt in 2015. Die von Bürgerkrieg und Hungersnot schwerst betroffene Bevölkerung ist auf die Hilfe von Ärzte ohne Grenzen
angewiesen, weil die meiste Infrastruktur des Landes völlig darniederliegt. Die alltägliche Arbeit für Ärzte vor Ort ist vor allem die der allgemeinen Notversorgung und medizinischen Hilfe, die auch
psychologische Behandlungen umfasst. Es versteht sich, dass weder der Einsatz hochmoderner Diagnose-Geräte oder Labor-Arbeiten möglich sind. So geht Ärzte ohne Grenzen neue Wege und zieht sogar
Forscher heran, um immer wieder mit einfachsten Mitteln die größtmögliche Wirkung zu erzielen. „Man lernt im Einsatz, die Patienten genauer anzuschauen“ zählte Dr. Ochwadt zu den Dingen, die sie aus
den Einsätzen mit zurück in ihre hiesige medizinische Arbeit brächte.
Ein großes Anliegen von Ärzte ohne Grenzen ist auch die absolute und strikte Trennung von Militär und Armee jeglicher Art. Nur die große Distanz zu Waffen und Uniformen vermittelt der Bevölkerung vor
Ort, dass Ärzte ohne Grenzen gänzlich für ihr Wohlergehen, für medizinische und humanitäre Hilfe stehen. „Die Errichtung eines Zeltlagers von Soldaten ist keine humanitäre Hilfe, sondern eine
militärische. Die genaue Abgrenzung ist sehr wichtig für unsere Organisation“, unterstrich Dr. Ochwadt. Ärzte ohne Grenzen setzt sich daher auch sehr für die Einhaltung der Genfer Konventionen
ein.
Größte Hilfe erlangt Ärzte ohne Grenzen durch die unzähligen einheimischen Mitarbeiter*innen vor Ort, die die Brücke zwischen „eingeflogenem“ Fachpersonal und Patienten bilden. Oft werden sie von
Ärzte ohne Grenzen geschult und sie sind es auch, „die das größte Risiko tragen, denn sie bleiben, wenn wir schon wieder weg sind“ zitierte Dr. Ochwadt eine Kollegin über den großartigen Einsatz
dieser Helfer*innen, ohne die die Arbeit vor Ort nicht möglich wäre. „Ärzte ohne Grenzen“ ist das Spendenziel des gesamten SI-Projektes „Nie wieder Krieg!“, d.h. alle Erlöse sämtlicher
Veranstaltungen fließen in die humanitäre Organisation, die weltweit dort hilft, wo Menschen in Not auf keine ärztliche Grundversorgung, keine Krankenversicherung, keine Apotheke oder keine
gesicherte Wasser- oder Nahrungsversorgung zugreifen können.Weitere Informationen und Spendenkonten unter www.niewiederkrieg.net und www.aerzte-ohne-grenzen.de