Rede von Susanne Bolduan 

Liebe Bürgerinnen und Bürger Lauterbachs,
aus dem gesamten Vogelsberg und darüber hinaus!

 

Ich stehe hier als Bürgerin Lauterbachs aus dem Vogelsberg und ich stehe hier als Soroptimistin des Clubs Lauterbach-Vogelsberg. Seit 2018 organisieren wir jedes Jahr die Verhüllung des Löwen auf dem Berliner Platz. Im Rahmen des Projektes „Nie wieder Krieg!“ setzen wir damit ein Zeichen für Toleranz, Frieden, Freiheit und Demokratie!

Und ich bin Mitglied des Vorstandes von Soroptimist International DEUTSCHLAND. Wir engagieren uns für Frauen, um sie wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch zu stärken und wir setzen uns für Frauenrechte ein.

 

„Wir müssen immer daran denken, dass eine politische, wirtschaftliche oder religiöse Krise ausreichen wird, um die Rechte der Frauen in Frage zu stellen. Diese Rechte sind niemals selbstverständlich. Wir müssen unser Leben lang wachsam bleiben. (Simone de Beauvoir, Schriftstellerin und Feministin des 20. Jahrhunderts)

Dieses Zitat passt nicht nur auf die Frauenrechte! Jedes Recht muss nicht nur erkämpft werden, sondern wir müssen dafür sorgen, dass es erhalten bleibt!

 

Wir leben in Zeiten großer Veränderungen, nach vielen Jahrzehnten des aufwärtsstrebenden Wohlstandes ist nicht nur unser Planet an seine Grenzen gekommen. Wir brauchen neue Wege und viel Kreativität, um die anstehenden Transformationsprozesse durchzustehen. Wir müssen die Klimakrise meistern, dem Krieg in der Ukraine trotzen, den Umbau unserer Energiewirtschaft beschleunigen, wir müssen Inflation verkraften, die künstliche Intelligenz beherrschen, Fluchtursachen bekämpfen und gleichzeitig dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Das alles tut weh, aber das alles ist nötig und das alles geht nur gemeinsam. Gemeinsam in einem respektvollen Miteinander innerhalb unserer Gesellschaft, innerhalb der Europäischen Union und gemeinsam mit starken und vor allem den richtigen Partnern.

Populismus ist da nicht hilfreich, Populismus spaltet und polarisiert die Gesellschaft und Populismus ist ganz sicher nicht dienlich, um Krisen zu bewältigen.

Seit einigen Wochen habe ich große Hoffnung, dass wir die bedeutenden Veränderungen gemeinsam schultern!

Als Deutsche ist mir das Stolzsein auf mein Land aufgrund unserer Geschichte aberzogen worden. Aber seit einigen Wochen bin ich richtig stolz auf mein Land!

Ich bin stolz darauf, dass bereits weit mehr als eine Millionen Menschen auf die Straße gegangen sind und Vielfalt, Toleranz, Freiheit und Demokratie demonstrieren! Und dass so viele sich auflehnen gegen Ausgrenzung, gegen Rassismus und gegen rechtsextremes Gedankengut!

Ich freue mich und bin auch stolz darauf, dass Ihr alle hergekommen seid, um „Nie wieder ist jetzt“ zu unterstützen! Und ich freue mich, dass ein so breites Bündnis von Unterstützern und Unterstützerinnen es in unserer kleinen Stadt geschafft hat, so viele Menschen in Lauterbach auf dem Marktplatz zu versammeln!

Vielen Dank dafür, vielen Dank an Euch und vielen Dank an das tolle Organisations-Team!

Aber „Nie wieder“ ist nicht nur jetzt, „nie wieder“ ist immer!

Wie viele Menschen auf der Welt - zum Beispiel im Iran oder in Afghanistan – kämpfen für Freiheit, wünschen sich Demokratie und Meinungsfreiheit und riskieren dafür sogar ihr Leben!

Wir müssen unser Leben lang wachsam bleiben!

Wir müssen Strömungen, die unsere Demokratie bedrohen – seien es linksextreme oder rechtsextreme – bekämpfen!

Wir müssen Verschwörungstheorien erkennen und entlarven!

Wir müssen aufbegehren gegen Hass, Hetze und Unterwanderung in den sozialen Medien und wir müssen unseren Kopf einschalten, wenn die Antworten auf schwierige Fragen vermeintlich einfach werden!

Wir müssen Steigbügelhaltern und Wegbereitern klar machen, dass der rechtsextreme nicht der richtige Weg ist!

Und wir müssen unserer Bürgerpflicht nachkommen und zur Wahl gehen!

Auch wenn wir mit Vielem im politischen Parteienleben gerade nicht einverstanden sind, dürfen wir nicht radikalen Mächten das Feld überlassen!

 

Wir müssen Haltung zeigen gegen rechtsradikale, menschenrechtsverachtende und frauenfeindliche Strömungen. Wir müssen klar machen, dass Frauen sicherlich nicht als Gebärmaschinen herhalten wollen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken! Und dass Menschen, die bei uns Schutz suchen oder unsere Gesellschaft durch ihre Kulturen und ihre Arbeitskraft bereichern, sicherlich nicht in ihre Herkunftsländer deportiert werden dürfen!

 

Ich habe während der Demonstrationen viele tolle kreative Plakate gesehen, mit passenden Bildern und Sprüchen. Hier nenne ich zum Schluss den einen Spruch, der stellvertretend steht für all das, für das Ihr hergekommen seid und für das Ihr hier steht und für das wir alle weiterhin einstehen werden!

„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!“

In diesem Sinne: Nie wieder ist jetzt, nie wieder ist immer!

 

 

Foto: ©Eike Zimmermann, zkfilm

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