4. Advent

21. Dezember 2025

Sophie von Brabant – Die Frau, die Hessen erkämpfte

Sie war keine Kriegerin, und doch führte sie 15 Jahre lang Krieg. Sie durfte nicht erben, und doch begründete sie eine Dynastie. Sophie von Brabant (1224-1275) ist die Stammmutter Hessens – und eine Frau, deren Geschichte uns auch heute noch inspirieren kann.

 

Eine Tochter zwischen zwei Welten

Sophie wurde in eine außergewöhnliche Familie hineingeboren. Ihre Mutter war die heilige Elisabeth von Thüringen, eine ungarische Königstochter, die für ihre Mildtätigkeit legendär wurde. Ihr Vater, Landgraf Ludwig IV. von Thüringen aus dem Haus der Ludowinger, starb früh auf einem Kreuzzug. Sophie wuchs in einer Zeit auf, in der Frauen zwar politisch gebildet wurden, aber rechtlich kaum Möglichkeiten hatten, selbst zu herrschen. Durch ihre Heirat mit Herzog Heinrich II. von Brabant wurde sie Herzogin eines der reichsten Territorien Europas. Ein glanzvolles Leben am brabantischen Hof schien ihr bestimmt. Für ihre Kinder sah die Zukunft eher ungewiss aus, denn die Söhne aus Heinrichs erster Ehe standen in der Erbfolge weit vor Sophies eigenem Sohn. Doch dann änderte sich alles.

 

Der Kampf ihres Lebens

1247 starb der letzte männliche Ludowinger ohne direkte Erben. Nach mittelalterlichem Recht konnte Sophie selbst nicht erben – aber sie hatte einen Sohn: Heinrich, genannt „das Kind”. Und für diesen Sohn kämpfte Sophie mit einer Entschlossenheit, die ihre männlichen Gegner unterschätzt hatten. Die Wettiner, mächtige Markgrafen von Meißen, beanspruchten die gesamte Landgrafschaft Thüringen. Selbst der Kaiser versuchte, das Lehen einzuziehen. 

 

Sophie hätte sich fügen können, hätte einen Kompromiss suchen können. Stattdessen tat sie etwas, was von Frauen im 13. Jahrhundert nicht erwartet wurde: Sie mobilisierte Truppen, führte Verhandlungen, schloss Bündnisse und beharrte auf den Rechten ihres Sohnes.

Der Thüringisch-Hessische Erbfolgekrieg dauerte bis 1264. Am Ende bekam Sophie zwar nicht alles – Thüringen ging an die Wettiner. Aber sie erkämpfte für ihren Sohn ein eigenes Territorium: Hessen. Aus diesem hart errungenen Land entstand eine Landgrafschaft, die über 600 Jahre Bestand haben sollte.

 

Warum Sophie bis heute bedeutsam ist

Sophies Geschichte ist mehr als mittelalterliche Landesgeschichte. Sie zeigt, was möglich ist, wenn Frauen sich nicht von strukturellen Hindernissen aufhalten lassen. Sophie konnte nicht Landgräfin werden – also wurde sie die Macherin hinter dem Landgrafen. Sie durfte nicht erben – also erschuf sie ein neues Erbe. Dabei nutzte sie, was ihr zur Verfügung stand: ihre Herkunft, ihre Bildung, ihre Netzwerke, die Ressourcen aus Brabant. Sie arbeitete mit den Strukturen ihrer Zeit, wo es ging, und gegen sie, wo es sein musste. Vor allem aber: Sie gab nicht auf, auch nicht nach Jahren des Krieges und der Widerstände.

 

Unsere Stammmutter

Wenn wir heute durch Hessen reisen, begegnen wir überall dem Erbe Sophies. Marburg, Kassel, Gießen – die Städte, die zu Hessens Herz wurden, verdanken ihre Bedeutung letztlich dieser einen Frau, die sich weigerte, sich mit dem zufriedenzugeben, was man ihr zugestand. Sophie von Brabant starb am 29. Mai 1275. Sie erlebte noch, wie ihr Sohn als anerkannter Landgraf von Hessen regierte. Ihre Mission war erfüllt. Und ihr Vermächtnis? Das tragen wir Hessinnen und Hessen bis heute in unserem Landeswappen – und vielleicht auch in unserem Selbstverständnis: Wir geben nicht so schnell auf…

 

Text: Gabriele Ruppenthal

Si Club Lauterbach Vogelsberg

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