Hessische Frauenschicksale: In der Fremde bestehen 

1. Advent

Ein Leben im Verborgenen: 

Eva Trott zu Solz (1506-1567)

Zu den romantischsten und gleichzeitig tragischsten Frauenfiguren des 16. Jahrhunderts gehört die in Hessen geborene Eva Trott zu Solz, deren Geschichte einer verbotenen Liebe seit Jahrhunderten die Gemüter bewegt. Eva stammte aus dem Adelsgeschlecht Trott zu Solz, die im Nordosten von Hessen ausgedehnte Ländereien besaßen. Um 1506 kam Eva auf Burg Lispenhausen bei Rothenburg an der Fulda zur Welt.

Als sie 1522 im Alter von 16 Jahren die Heimat verlassen musste und an den Hof des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel geschickt wurde, sollte sich ihr Leben von Grund auf ändern. „Weil sie schön und von gutem Verstand war“, wie ein Chronist festhielt, wurde das junge Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren schon bald nach ihrer Ankunft die Geliebte des Herzogs. Dessen Frau Maria hingegen hatte nur wenig Verständnis für die romantischen Anwandlungen ihres Gatten.

Als Eva 1532 zum dritten Mal schwanger wurde, hatte die Herzogin genug von den Seitensprüngen ihres Mannes und bestand darauf, dass Eva den Hof zu verlassen habe. Um Eva nicht zu verlieren, griff Heinrich zu einer ungeheuren List. Zunächst ließ er das Gerücht verbreiten, Eva sei während einer Reise nach Kassel erkrankt und auf Burg Gandersheim an der Pest verstorben. Dann wurde in einer scheinbaren Beerdigung in aller Eile eine lebensgroße Puppe zu Grabe getragen, während ein Kutscher die quicklebendige Eva heimlich zur Stauffenburg brachte. Hier führte sie jahrelang ein Schattendasein in vollkommener Abgeschiedenheit. Besuch erhielt sie nur von Heinrich, der regelmäßige Jagdausflüge nutze, um auf der Burg zu verweilen.

 

Eva, die nun offiziell als tot galt, durfte die Burg nicht mehr verlassen, eingeweihte Vertrauenspersonen des Herzogs schirmten sie vor der Außenwelt ab. Auch Freunde und Familie durfte sie nicht mehr sehen. Ihre Einsamkeit und ihre Angst vor der Entdeckung waren gewiss nur schwer auszuhalten. Als ein neugieriger Besucher des Dorfes nach vielen Jahren Eva bei einem Waldspaziergang entdeckte und wiedererkannte, flog der Schwindel schließlich auf. Welcher Schock muss diese Neuigkeit für Evas Familie gewesen sein, die ihren Tod seit Jahren betrauerte! Die Eltern versuchten verzweifelt, die Herausgabe ihrer Tochter zu erzwingen. Selbst ein Appell an die Reichsversammlung zu Regensburg blieb ohne Erfolg. Heinrich verschleppte Eva auf die Liebenburg bei Goslar, wo er sie weiterhin versteckt hielt.

 

Erst 1556, als Heinrich die 33 Jahre jüngere Sophia von Polen zur Frau nahm, gab er die mittlerweile 50jährige Eva frei und brachte sie im Hildesheimer Stift unter, wo sie bis zu ihrem Tod 1567 bleiben durfte. 

Recherche und Text: Gabi Ruppenthal

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